Wenn ein Mensch aus dem Leben tritt, dann verbleiben als Erinnerungsstütze nur visuelle Medien wie Fotografie und Film. Die Erinnerungen an eine Person können über die Zeit verschwimmen oder sich verändern. Von diesem zeitlichen Zerfall sind auch fotografische Dokumente betroffen, auf denen die abgebildeten Personen und Szenen nach und nach verblassen.
Lena Bils widmet sich in ihrer Arbeit der Thematik des Erinnerns und verwendet die Technik Cyanotypie. Diese ermöglicht aufgrund ihrer hohen Lichtbeständigkeit, dem Zerfall der fotografischen Erinnerungsstücke und damit dem Verlust von Informationen entgegenzuwirken. Die in dem Projekt genutzten Originalfotos sind Zeugnisse vergangener, nicht miterlebter Momente der Großmutter von Lena Bils und stellen für sie eine emotionale Informationsquelle dar.
Sie fertigt Originalabzüge der archivierten Fotos an – digitalisiert, auf Lebensgröße skaliert, invertiert, auf Folien ausgedruckt und als Kontaktprint mittels Cyanotypie werden diese so auf weißen Baumwollstoff gebracht. Diese Technik eines vergrößerten Kontaktabzugs wird mit dem Schattenabdruck ihres eigenen Körpers kombiniert, indem sich Lena Bils während der Belichtung auf den Stoff legt und dadurch das eigentliche Bild der Großmutter teilweise überdeckt beziehungsweise verschiebt. Durch diesen körperlichen Eingriff in den Prozess der Belichtung bilden sich unvorhersehbare Artefakte und Unschärfen.